Multiple Sklerose (MS)


Was ist MS?

Multiple Sklerose, abgekürzt MS, ist eine komplexe Autoimmunerkrankung, die das zentralen Nervensystems (ZNS) betrifft. Dabei richtet sich das Immunsystem irrtümlicherweise gegen den eigenen Körper. Es greift die Myelinscheiden, die schützenden Hüllen der Nervenfasern in Gehirn und Rückenmark an. Dies führt zu Entzündungen und Vernarbungen, den sogenannten Sklerosen. Diese wiederum verursachen eine Vielzahl von neurologischen Symptomen. Dazu gehören sensorische Störungen wie Taubheitsgefühle, , Sehstörungen, Muskelschwächen, Spastiken, Koordinationsprobleme und eine ausgeprägte Erschöpfung. Die Symptome und ihr Schweregrad variieren stark von Patient zu Patient. Deshalb wird die MS auch Krankheit der tausend Gesichter genannt.

Es gibt verschiedene Krankheitsverläufe von MS. Diese charakterisieren sich vor allem durch das zeitliche Auftreten von akuten Schüben – plötzliche Verschlechterung der Symptome – und schubfreien Phasen.

Wie kann Physiotherapie bei MS helfen?

Physiotherapie kann im Management der MS Erkrankung eine wichtige Stütze sein. Zu Beginn der Therapie erfolgt eine umfassende Untersuchung, um die vorhandenen Fähigkeiten und aktuellen Einschränkungen zu ermitteln. Auf dieser Grundlage wird ein individueller Therapieplan erstellt. 

Bei MS liegt der Schwerpunkt der Physiotherapie darauf das Körperbewusstsein und die Selbstwahrnehmung der Patientinnen und Patienten zu stärken. So können sie selbständig beurteilen, welche therapeutische Unterstützung sie in ihrem aktuellen Zustand brauchen.

Die Intensität und der Schwerpunkt der Therapie passen sich an den Krankheitsverlauf an. Während eines akuten Schubs liegt der Fokus auf einer sanften Behandlung, die nicht zur Ermüdung führt. In schubfreien Phasen konzentriert sich die Therapie auf die Kräftigung geschwächter Muskulatur, Regulation von Muskeltonus und Gleichgewichtstraining. 

Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass hochintensives Intervalltraining (HIIT) helfen kann, der MS typische Erschöpfung (Fatigue)  wirksam vorzubeugen. Dieser Ansatz wird in die Therapie integriert, um Symptome effektiv zu adressieren und  die Lebensqualität zu verbessern. 

Ein Behandlungsbeispiel

Frau Schneider, 45 Jahre alt, wurde vor drei Jahren mit MS diagnostiziert. Ihre Hauptbeschwerden waren Erschöpfung und Schwierigkeiten beim Gehen. Nach einer umfassenden physiotherapeutischen Beurteilung wurde ein individueller Behandlungsplan entwickelt, der ihre spezifischen Symptome und den Krankheitsverlauf berücksichtigte.

Während eines Schubs lag der Fokus auf sanften Bewegungsübungen und Entspannungstechniken, um ihre Erschöpfung zu managen, ohne sie zu überfordern. In Zeiten der Remission arbeitete sie intensiv an der Kräftigung ihrer Beinmuskulatur und verbesserte ihr Gleichgewicht durch gezielte Übungen. HIIT wurde schrittweise in ihr Programm aufgenommen, um ihre Ausdauer zu steigern und der Fatigue entgegenzuwirken.

Dank der maßgeschneiderten Physiotherapie und ihrer eigenen Entschlossenheit konnte Frau Schneider ihre Mobilität erhalten und ihre Erschöpfungszustände reduzieren. Sie fühlt sich nun besser ausgestattet, um den Herausforderungen ihrer Erkrankung im Alltag zu begegnen.

← Zurück zu allen Krankheitsbildern